Dass Abende im Leverkusener topos schon aufgrund der urigen Location immer etwas Besonderes sind, dürfte gerade für die eingefleischten Besucher dieser historischen Kneipe nichts ungewöhnliches sein. Gestern, bei Aynsley Listers Premiere dort, platze der kleine Club aber förmlich aus allen Nähten. Für mich persönlich war es ein Wiedersehen mit ihm nach fast 17 Jahren (damals im Schwarzen Adler, siehe Bild etwas weiter unten).
topos-Verantwortlicher Klemens Kübber war so nett gewesen und hatte im Sitzbereich vor der Bühne zwei Plätzchen für uns reserviert, so dass dem Kollegen Jörg Schneider, der dankenswerter Weise den Grippe-erkrankten Gernot Mangold spontan vertreten hatte, eine gute Position für seine Bilder gewährleistet war.
Und so saßen wir inmitten einiger, diesmal trinktechnisch weitestgehend zum Schmachten verurteilter, rheinischer Frohnaturen (samt ihrem schönen Dialekt), die ich schon von früheren Besuchen als Stammbesucher identifizieren konnte. Danke nochmals explizit, Klemens!
Der überwiegende Rest, der keine der wenigen Sitzplätze ergattern konnte, durfte in den nächsten drei Stunden ab dem Einlass, dem Ölsardinentum fristen, es war einfach rappelvoll. Auch ROCKPALAST-Ikone Peter Rüchel war übrigens zugegen.
Nachdem sich die Band um 20:20 Uhr ihren Weg zur Bühne regelrecht erkämpft hatte und Lister sich erstmal, der Gegebenheiten wegen, verwundert die Augen gerieben hatte, wurde mit dem Opener aus diesem Werk „All Of Your Love“ auch standesgemäß begonnen. Aynsleys Gesang war noch nicht perfekt ausgesteuert. Das war dann aber mit dem melodischen „Inside Out“ bereinigt und man bekam einen ersten Vorgeschmack von seinen brillanten Fill- und Solier-Künsten auf seiner Stratocaster. Auch Andrew Price glänzte mit einem schönen Orgel-Intermezzo.
Dem atmosphärisch dichten „Il Grande Mafioso“ folgte mit „Hyde 2612“ das für mich überragende Stück, das allein schon das Eintrittsgeld wert war. Der Protagonist spielte hier einmalig auf einer Vollresonanzgitarre und ließ zum Teil allerfeinste geslidete Soli vom Stapel, was ihm mehrfachen Szenenapplaus einbrachte. Das von Aynsley nach langen Jahren wieder ins Programm genommene „Running Out On Me“ und das wiederum melodische „Other Part Of Me“ (mit allmaneskem E-Solo) schlossen den ersten Teil des Gig ab.
Den noch fulminanteren zweiten Teil eröffnete das groovige „Stay“. Mit „Home“ folgte der erste herrliche langsamere Schwofer. Für die Freunde des Altherren-Blues‘ gab es das ausgedehnte Freddie King-Cover „Tore Down“. Bei den fantastischen „Everything I Have To Give“ (hymnisches E-Solo) und dem grandiosen Prince-Klassiker „Purple Rain“ (Publikum singt im Refrain mit) hatte die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht. Das groovig stampfende „Posession“ bildete schließlich das launige Finale von Set 2.
Wie schon beim Gig ein paar Tage zuvor in Dortmund bediente „Handful Of Doubt“ die lauthals geforderten Zugabe-Wünsche. Lister und Genossen wurden aber nicht von der der winzigen Bühne gelassen und entschlossen sich dann, ihre euphorische Audienz noch mit einem jammigen Instrumental als Rausschmeißer zu beglücken. In diesem leicht Southern-behafteten Stück (Allman Brothers-Touch) hatten Andrew Price, Steve Amadeo, Boneto Dryden und last but not least Aynsley Lister nochmals Zeit, ihr Können in Form kleiner Soli zu unterstreichen.
Am Ende gab es oben im Rückzugsraum der Künstler noch kurz Gelegenheit mit Aynsley (immer noch äußerst sympathisch), wie damals, ein paar Worte zu wechseln und das schon obligatorische Bild für unsere VIP-Galerie abzulichten. Als kleinen Gag hatte ich den gleichen Pullover wie vor 17 Jahren extra nochmal aus dem Schrank gezogen. Erneut ein toller Abend im restlos ausverkauften topos, der Weg durch die eisige Kälte hatte sich absolut gelohnt. Eine ganz starke Leistung des Lister-Kollektivs!
Line-up:
Aynsley Lister (lead vocals, guitar)
Andrew Price (keys)
Steve Amadeo (bass)
Boneto Dryden (drums)
Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus
Aynsley Lister
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