Review: Stephan Skolarski
Die Motive des Albumcovers sind schon eindeutige Hinweise dafür, in welche Richtung die musikalische Reise auf diesem Longplayer gehen könnte. Ein wohlklingender und bunter Stilmix aus US-Rocksounds der vielfältigen 60er und 70er erwartet einen hier. Das klingt nach überbordendem Retro-Charakter, ist jedoch ein heißer Anwärter auf eines der besten Alben des Jahres.
Dabei haben sich Hollis Brown auch bei ihrem Bandnamen von einem Song der 1960er Jahre inspirieren lassen; dem unverwüstlichen Folk-Track „The Ballad of Hollis Brown“ von Bob Dylan (1964). Die vier Bandmitglieder aus dem New Yorker Stadtbezirk Queens sind schon seit zehn Jahren in der Musikszene aktiv und verweisen nun mit dem Album „Ozone Park“ auf ihre urbanen Wurzeln und den gleichnamigen Stadtpark in ihrer Gegend.
Die bisherigen fünf Studioalben sind alle einfallsreiche „Kreationen“ – dies gilt auch für das komplexe Coverwerk „Gets Loaded“ von 2014, als sie nach einem Tribut Konzert zu Ehren von Lou Reed und Velvet Underground den LP-Klassiker „Loaded“ neu einspielten.
„Ozone Park“ beginnt abwechslungsreich mit ansteckenden Americana- und Indie-Folk-Passagen, die bei „She Don’t Love Me Now“ ihren Höhepunkt erreichen. Schon nach den ersten Tracks dürften Fans von Kurt Vile oder der schwedischen Aufsteiger-Combo Jetbone voll auf ihre Kosten kommen. Leichter Summer-Esprit im modernen Maroon 5-Gewand wird dann noch durch „Stubborn Man“ weiterverfolgt.
Es gibt viele kleine musikalische Elemente und Puzzlestücke, die das Album ausmachen und die man teilweise erst beim mehrfachen Hören entdeckt. Und obwohl die Heimat der bekennenden 60er und 70er-Jahrzehnte Musikfans die Ostküste der USA ist, so kann man doch auch vielfältige Eagles-California-Sound bzw. West Coast-Einflüsse aufspüren.
„Do Me Right“ erschafft eine erfrischende und zugleich melancholische Atmosphäre wie sie zuletzt z.B. The War On Drugs auf „A Deeper Understanding“ (2017) vollbringen konnten. Aus dem melodischen 80’s-tinged Gitarren-Rock geht es über zum psychedelisch austarierten Klangkunstwerk „After The Fire“, das in seinen knapp 90 Sekunden bestens dafür geeignet ist, um die ersten vier hervorragenden Stücke des Albums gehaltvoll auf sich wirken zu lassen.
„Forever In Me“ ist tiefsinnig gestaltet und „Someday Soon“ windet sich sehnsuchtsvoll in Wilco’scher Gelassenheit. „The Way She Does It“ ist in seiner harmonischen Ausstrahlung einfach grenzenlos ansteckend, wird aber ohrenbetäubend vom Garage-Rock-lastigen „Bad Mistakes“ im Black Keys-Stil abgelöst.
„Ozone Park“ von Hollis Brown“ ist eines der kreativsten und lebendigsten Alben 2019. Eine farbenfrohe Klangpallette aus 60’s-80’s Rock und spielfreudigen Elementen macht diese LP zu einer der großen Überraschungen in diesem Jahr. Und um es mit dem letzten Song der Scheibe auf den Punkt zu bringen: „Go For It“. Nimmt das Album in eure Sommer-Playlist auf!
Provogue (Mascot Label Group) (2019)
Stil: Americana, Roots-Rock, Alternative Rock
01. Blood From A Stone
02. Stubborn Man
03. She Don’t Love Me Now
04. Do Me Right
05. After The Fire
06. Fovever In Me
07. Someday Soon
08. The Way She Does It
09. Bad Mistakes
10. Go For It